Aufgewachsen mit „I Spit on your Grave“

Dokumentation

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[Einleitung]
Erst jüngst veröffentlichte ich meinen Artikel zu „I Spit on your Grave“ von 1978 von Regisseur und Drehbuchautor Meir Zarchi auf dvdcheck.de. Mit jenem Artikel befasste ich mich keinesfalls mit irgendeinem gewalttätigen Film, der sich neben Horror-Klassikern wie „Night of the Living Dead“ behaupten musste. Sondern ging es um viel mehr, was man anfänglich vielleicht gar nicht sehen kann. Meir Zarchi kommt hier in „Aufgewachsen mit I Spit on your Grave“ viel mehr zur Geltung, denn in dieser Dokumentation, ebenfalls aus dem Tiberius Verleih, geht es um die Entstehungsgeschichte, die Hintergründe und das Warum es diesen Film überhaupt gibt. Regie führte Terry Zarchi, der Sohn von Meir Zarchi.

Inhalt
Ein Blick hinter die Kulissen eines der skandalösesten Filme der Geschichte: I Spit On Your Grave. Der Sohn des Regisseurs liefert mit bisher vollkommen unbekanntem Filmmaterial, verlorenen Interviews und wahren Insider-Informationen tiefe Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses kontroversen Films. Ein Muss für jeden Fan der „I Spit on your Grave“-Reihe!

Inhalt des Films von dem diese Dokumentation handelt:
DER Skandalfilm – endlich ungeschnitten. Die junge Schriftstellerin Jennifer will in einer abgelegenen Waldhütte ihren ersten Roman verfassen. Schnell wird jedoch eine Gruppe skrupelloser Männer auf Jennifer aufmerksam. Sie lauern der jungen Frau auf, schlagen und vergewaltigen sie. Nur vor Mord schrecken sie zurück. Ein Fehler, denn das Opfer rächt sich an jedem seiner Peiniger.
(Quelle: Tiberius Film)

[Kommentar]
Wir erfahren wer diesen Film drehte, warum und mit wem. Die beteiligten Macher und Darstellenden kommen zu Wort und erklären ihre Beweggründe und zeigen auf, warum dieser Film wichtig ist, wenngleich er auch dazumal als einer der brutalsten und von Gewalt durchzogenen Titel bekannt wurde. Dazumal ist ein gutes Stichwort, denn damals war die einzige Möglichkeit einen solchen Film zu sehen das Kino. Vor diesem Hintergrund, insbesondere der zeitgenössischen Aspekte, ist dies ein unfassbar mutiger Film.

Doch wenige wissen wahrscheinlich, dass der Film auch einen sehr traurigen Hintergrund hat. Klar, denn heutzutage gibt es das Internet, Social Media und eine überfordernde Berichterstattung – damals nicht. Die Geschichte basiert auf persönlichen Erfahrungen von Meir Zarchi, der auf dem Weg zum Joggen mit einem Freund und einer Tochter eine vergewaltigte junge Frau auflas und diese zur Polizei brachte. Dort jedoch stellten sich die Beamten als wenig verständnisvoll und hilfreich heraus. Diese Erfahrung verarbeitete der Filmemacher mit seinem Film und übt somit Kritik.

Camille Keaton ist fantastisch als junge, zufriedene Frau, die dann zum Opfer und im Anschluss daran zum Bösewicht wird, in dem sie blutige Selbstjustiz verübt. Als Zuschauer fühlt man mit ihr und die fehlende Reue ihrer Peiniger macht es recht einfach kaum Mitgefühl oder Mitleid für die Herren der Stunde zu empfinden, wenn die Dame sie nacheinander des Lebens beraubt. Die vier Männer sind ebenfalls gut in ihren Rollen und spielen ausreichend glaubhaft.

Die Machart der Dokumentation ist recht einfach. Klassisch werden die beteiligten an den damaligen Dreharbeiten interviewt und der Fokus liegt eben dabei auf der Entstehung. Also wie kamen die Menschen hinter und vor der Kamera zusammen und wo wurde wie gedreht. All das ist mit einer stoisch ruhigen Kamera eingefangen und wird von Fotos und der Original-Sprachausgabe mit einem deutschen Overlay begleitet.

[Technik]
In Belangen der Technik ist das Aufgebot hier sehr zurückhaltend. Klar, es sind ja nun auch schon über 40 Jahre vergangen und es ist viel geschehen. Dennoch ist die Darreichungsform in Ordnung für das Format. Wir erleben weitgehend High Definition in 1080p mit der Abmessung 2.40:1 und eine Farbgebung, die sich als Mixtur von damaliger und heutiger zusammensetzt. Kontrast und Sättigung sowie die natürliche Wirkung liegt den Aufnahmen von 2019 (Entstehungsjahr dieser Dokumentation) mehr und die Schnipsel aus dem Originalfilm unterliegen diesen qualitativ – was verständlich ist. Alles zusammen hinterlässt immerhin einen ordentlichen Eindruck, was das Publikum erfreuen wird.

Kommen wir zum Ton, der sich zwar sehr aktuell liest, dies jedoch nicht wirklich auf Grund der Thematik ausspielen kann. So erhalten wir DTS-HD Master Audio 5.1-Sound an die Ohren, in Englisch und mit deutschem Overlay. Da hier Bilder gezeigt werden, die dann per Stimme kommentiert sind, offenbaren sich weder eine räumliche Tiefe, noch Weite oder Natürlichkeit im Klang. Keine Frage, die Sprache klingt gut, die Interview-Ausschnitte hinterlassen einen rundum soliden Eindruck. Wahlweise gibt es noch deutschsprachige Untertitel einzuschalten.

[Fazit]
Anders als der Original-Film „I Spit on your Grave“ gibt es hier keine FSK 18, sondern eine Altersfreigabe von ab 16 Jahren. Klar, das Thema ist nach wie vor verstörend und traurig sowie auch böse, doch die Doku darüber verständlicherweise nicht derart. Sie wurde 2019 abgedreht vom Sohn des Regisseurs des Filmemachers Meir Zarchi. Somit ergibt auch der Titel „Aufgewachsen mit …“ einen Sinn.

Und noch viel mehr Sinn ergibt die Tatsache, dass damals die Kritiker-Größen der Zeit den Film zerrissen, vor ihm warnten und ihn als mitunter Schlechtesten Film aller Zeiten bezeichneten. Genau das machte ihn am Ende zu dem, was er heute ist: ein bekannter Film, auch 40 Jahre nach der Entstehung. Die Kritiker befeuerten den Erfolg mit ihren schlechten Meinungen. Auch darauf geht diese Dokumentation ein. Die Laufzeit beträgt 102 Minuten.

Mittlerweile gibt es eine ganze Filmreihe, die sich über die letzten Jahre entwickelt hat. Allerdings können diese jüngeren Titel nicht das aufweisen, was das Original von 1978 kann, den zeitgenössischen Skandal-Effekte mit all dem Tohuwabohu. Film-Freunde sollten ihn kenne, da gibt es für mich keine Zweifel.

Andre Schnack, 13.10.2021

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★★☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★☆☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★★☆☆ 

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