[Einleitung]
Immer wieder gibt es Filme, die faszinieren durch ihren Charme, ohne das man unbedingt eine bestimmte Komponente der Zusammenstellung dafür loben möchte. Dann gibt es andere, die wissen ganz genau, wodurch sie Punkte beim Betrachter einheimsen und es fällt jenem leichter, sich darauf zu beziehen. Wir konnten Regisseur Ryan Murphys Titel „Krass – Running With Scissors“ (Originaltitel: Running With Scissors) genauer unter die Lupe nehmen und berichten über den Film mit Annette Bening, Alec Baldwin, Brian Cox, Joseph Fiennes und Joseph Cross in den wichtigsten Rollen. Das Drehbuch zum Titel entstand ebenfalls von Ryan Murphy nach dem Roman vom realen Augusten Burroughs. Diese DVD-Fassung erscheint von Sony Pictures Home Entertainment.
[Inhalt]
Der 6-jährige Augusten ist den Eheproblemen seiner Eltern wehrlos ausgeliefert. Auf der einen Seite: seine Mutter Deirdre, eine unveröffentlichte Poetin, instabil und der Wahnvorstellung verfallen, eines Tages sehr berühmt zu sein; auf der anderen Seite sein Vater Norman, ein alkoholkranker Mathematik-Professor. Auch Deirdres Therapie bei dem exzentrischen Dr. Finch, einem höchst unkonventionellen Psychiater und Eheberater, ändert nichts – die Ehe scheitert. Jetzt nimmt Augustens Leben eine noch absurdere Wendung. Während Deirdre in ein Motel zieht, wird Augusten zu den Finches geschickt – in eine Art „Brady-Bunchauf- Drogen-Welt“, in der Hundefutter gegessen wird, Beruhigungsmittel wie Süßigkeiten konsumiert werden und große Prophezeiungen aus dem Badezimmer kommen.
Weiterhin zur Finch-Familie gehören: die neurotische Mrs. Finch, die bibeltreue Tochter Hope, die Disco-Rebellin Natalie und Neil Bookman, Finchs verstörter Adoptivsohn, der in einem Schuppen hinter dem Haus lebt. Als Augusten ungewollt Teil der Familie wird, steigt er in eine Art surreale Kindheits-Hölle hinab. Aber trotz aller alptraumhafter Horror- Momente findet er auch Zuversicht, Spaß am Verrücktsein und sogar Liebe.
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)
[aartikel]B000PKHWF6:right[/aartikel][Kommentar]
Eines vorweg: „Krass“ ist weder ein zweites „The Royal Tenenbaums“, noch ein echter Vergleich zu „Der Wal und der Tintenfisch“. Aber er ist ein Film dieser Natur. Mit irrsinnigen Figuren, abgefahren konzentrierten Schicksalswendungen und Ereignissen und Charakterzügen und Eigenschaften, denen man allesamt nicht in diesem Ausmaße ausgesetzt sein möchte. Kurzum: ein Drama, dass irgendwie gut ist und doch auch irgendwie nicht. Hin und wieder sind die Geschehnisse in einer extremen Darstellung aus Bild und Geschichte verpackt kombiniert, so dass man es mag, auf der anderen Seite jedoch auch als zu unglaubwürdig einstuft. Wie viel Wahrheit nun in dem autobiografischen Werk steckt und wie oft sich der künstlerischen Freiheit bedient wurde, wissen andere.
Am Ende versteht „Krass“ ganz gut zu unterhalten, jedoch leider ohne eine eindeutige und wohltuende Identifikation mit einer der Hauptfiguren auf Seiten der Betrachter. Und leider auch ohne großartiges Mitleid oder nennenswerte andere Gefühle – als aufkeimende Verachtung für verschiedene Personen. Da der Film eine Geschichte über Menschen in besonderer Kombination darstellt, ist es natürlich etwas schade, wenn man sich zu keiner Figur emotional hingezogen fühlt. Aufbau und Ablauf der Storyline gehen in Ordnung und stellen einen grundsätzlich interessanten Nährboden dar. Das Drehbuch vermag dieses Potenzial jedoch nur bedingt zu nutzen, was etwas schade ist. Spannung und Interesse entstehen nur bedingt auf Betrachterseite.
[Technik]
Modern und hochwertig kann sich „Krass“ durchaus präsentieren. Der anamorphe Breitbild-Transfer im Format 2.40:1 erfolgt 16:9-gerecht. Er erstreckt sich über seine gesamte Breite die Laufzeit über in einer guten qualitativen Abbildung. Hin und wieder bezeugen wir zwar kleinere, verrauschte Flächen im Untergrund des Bildes, überwiegend jedoch liefert der Transfer gute Kost ab. Die Bilder weisen eine ausreichende Plastizität auf, bieten ausreichend Authentizität aufgrund ihrer Farben und füllen das Wiedergabegerät mit einer passenden Ausleuchtung, deren düsterer Schlag Absicht zu sein scheint. Nur selten zerfransen die Konturen ein wenig, überwiegend gibt es jedoch eine brauchbare Kantenschärfe vor die Augen. Gelungen fällt ebenfalls die Kompression aus.
Man beachte, es handelt sich um ein Drama. Eine ruhige Tragikkomödie, die zwangsweise nicht den besten Ton aufweisen muss, um sich in das Herz der Zuschauer zu bohren. „Krass“ weist einen Dolby Digital 5.1-Ton aus, wahlweise kann jener in den Sprachfassungen Deutsch, Französisch und Englisch angehört werden. Von der Sprachverständlichkeit bis hin zur Wiedergabe der passenden musikalischen Untermalung stimmt soweit alles. Wenn das Geschehen es erfordert, so kann der Transfer auch mit einigen sinnvoll platzierten Sound-Effekten aufwarten, jedoch ist dies eher ein zurückhaltender Faktor der hier gebotenen Akustik. Untertitel gibt es wahlweise in 5 Sprachfassungen hinzuzuschalten.
[Fazit]
„Krass“ ist schon ein wahrlich intensiver Film, den es für eine Tragik-Comedy, bzw. ein Drama jedoch ein wenig zu sehr an Humor und Heiterkeit fehlt. Es ist schwierig an die Hoffnung zu glauben und somit verrinnen die 117 Minuten Laufzeit nur bedingt unterhaltsam, weisen gar ab und an leichte Längen auf. Die einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) stört sich daran nicht und weist ein einfach gehaltenes Menü, die obligatorischen Einstellungsmöglichkeiten und die Kapitelauswahl auf. Unter den Extras finden wir vor:
* Dokumentation: Einblicke in Außenseiter (ca. 8,5 Min.)
* Dokumentation: Augusten Burroughs erinnert sich (6 Min.)
* Dokumentation: Die Gestaltung des Kuckucksnests (ca. 4,5 Min.)
* Trailer
Der Umfang beläuft sich auf rund 20 Minuten und inhaltlich weisen die Extras einiges an Informationsgehalt auf, was den Titel tatsächlich ein wenig in die autobiografische Ecke rückt. Das steht dem Titel auch ganz gut, hätte vielleicht sogar noch etwas mehr herausgearbeitet werden sollen. Wie dem auch sei, „Krass“ weist eine Altersfreigabe ab 12 Jahren auf und erschien am 19. Juni zum typischen Sony-Preis von rund 20,- Euro. Wer Filme dieser Art mag, der wird auch „Krass“ schätzen. Eine Probe-Ansicht sei empfohlen.
Andre Schnack, 05.07.2007
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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