Mythos und Mogul: John DeLorean

Dokumentation/Biography/Crime

Dokumentation/Biography/Crime

[Einleitung]
„Mythos und Mogul: John DeLorean“ ist eine Netflix Dokumentation, die uns in drei Teilen aufbereitet zum Streaming-Konsum angeboten wird. Der Originaltitel wurde für den deutschsprachigen Markt kaum angepasst und liest sich wie folgt: „Myth & Mogul: John DeLorean“, von 2021 von Regisseur Mike Connolly. DeLorean? Ja, genau, dass ist doch dieses Auto aus „Zurück in die Zukunft“, oder? So ist es, und doch ist es auch viel mehr und steht heute nach wie vor für Innovation und unternehmerischen Mut, und für den Niedergang. Ich konnte mir einen der wenigen erhaltenen Modelle in Wolfsburg in der Volkswagen Autostadt ansehen. Und auch heute, knapp 45 Jahre nach der die Idee umgesetzt wurde, ist dies ein Aufsehen erregendes Automobil. Was taugt diese Dokumentation über den Schöpfer und Namensgeber John DeLorean.

Inhalt
Episode 1: Ein Außenseiter sorgt für Aufruhr
Trotz seiner bescheidenen Herkunft erklimmt John DeLorean die Ränge bei General Motors, führt ein Luxusleben und kreiert schließlich den Sportwagen der Zukunft.

Episode 2: Bomben, Beschuss und Bullshit
Die DeLorean Motor Company beginnt die Produktion an einem brisanten Standort. Doch die Konflikte außerhalb der Firmenmauern werden vom Chaos im Inneren noch übertroffen.

Episode 3: Der Wendepunkt
Der drohende Konkurs und mehrere strafrechtliche Anklagepunkte gefährden die DeLorean Motor Company und fügen DeLoreans sorgfältig konstruiertem Image großen Schaden zu.
(Quelle: Netflix)

[Kommentar]
Netflix – ja, Streaming ist in alle Munde, die Pandemie befeuerte dieses Geschäft ungemein und nun haben die verschiedenen Anbieter damit zu kämpfen, was abzusehen war: Abo-Schwund. Menschen haben nicht genug Geld für all diese Dinge, doch vermutlich wird Netflix bleiben. Auch unser Haushalt ist nach wie vor Kunde des US-Streaming Anbieters. Großer Fan der hauseigenen Dokumentationen des Dienstes war ich bislang nicht, zu reisserisch, aufgesetzt und oftmals wenig authentisch – so meine Wahrnehmung.

Wie dem auch sei, diese Dokumentation verdient sich ihren Namen und ihre Bezeichnung bereits binnen der ersten Minuten. Durch unfassbar viele Archivaufnahmen, ständige Kommentare im Overlay von Familienangehörigen, Wegbegleitern, Journalisten und durch eigene Tonbandaufnahmen entstehen ein sehr dichtes Bild. Natürlich war ich zu keinem Zeitpunkt in der Lage die Authentizität dieser Informationen zu überprüfen. Durchaus ist es möglich, dass hier ein sehr einseitiges Bild dieses Mannes vermittelt wird.

Doch eines ist völlig klar und kaum vom Tisch zu wischen, John DeLorean und sein Auto sind so eng miteinander verknüpft wie es bis dahin und auch danach kaum für möglich gehalten war. Er vermarktete nicht irgendein Auto, sondern seinen Traum und sich gleich mit. Und das sah auch alles erst sehr gut aus, bis dann langsam und immer schneller klar wurde, dass die Idee und der Gedanke und die Berechnungen dahinter nicht aufgehen. Die Dokumentation ist stilsicher inszeniert, die Zeitsprünge, unterschiedlichen Foki der drei Episoden und die musikalische Begleitung erwecken diese glamouröse Vergangenheit zum Leben.

[Technik]
Technisch orientiert sich die Sendung natürlich an dem, was mit den Archivmaterialien möglich ist. Einige Aufnahmen und vor allem alte Bilder sehen nicht unbedingt immer gut aus, sondern wirken auch alt. Doch der gesamte Rest, das Drumherum, ist stimmig abgefasst und die Mixtur der unterschiedlichen Bilder und Quellen macht dann viel wett. Denn alte Aufnahmen, an denen stört man sich nicht unbedingt, wenn denn alles andere stimmt. So ist das hier. Grundsätzlich findet das Geschehen in 16:9 statt, die Aufnahmen sind entsprechend zugeschnitten. Kompressionsartefakte gibt es nicht, dennoch sind die Bilder altersbedingt verunreinigt.

Die zuweilen zeitgenössische, funky Musik, die Sprachausgabe im englischen Original mit deutscher Übersetzung im Overlay, und nicht zuletzt die wenigen Geräusche aus dem Hintergrund – all das gefällt ziemlich gut. Insgesamt stehen 6 unterschiedlichen gesprochene Sprachen und eine Handvoll Untertitel parat, um den gesprochenen Inhalt gekonnt zu vermitteln. Richtig wichtig ist der Ton nicht für den Inhalt, doch ist er eben obligatorisch, um die Bilder in ein lebhafteres Licht zu rücken. Und das leistet der Sound auch.

[Fazit]
Keine Sendung über irgendeinen Sportwagen, sondern eben über das Auto, das ohne große Produktionszahlen zu Weltruhm gelang, nicht zuletzt durch den Einsatz in den „Zurück in die Zukunft“-Filmen. Doch ist dies auch eine Dokumentation über einen Mann und seinen Charakter. Und über den Niedergang einer Firma und eines persönlichen Traums. Außerdem ein Einblick in eine Zeit, die sich mit dem heutigen IT-Hype und dem Silicon Valley vergleichen lässt. Nur eben mit anderen Produkten, und zwar Automobilen. 132 Minuten füllen die drei Teile der Dokumentation in Summe, was etwa zwei und einer Viertelstunde entspricht, abzüglich der Intro zu Beginn jeder Folge. Sehenswert, wie ich empfinde.

Andre Schnack, 10.06.2022

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★☆☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★☆☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★★☆☆ 

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