Naqoyqatsi

Dokumentation

Dokumentation

[Einleitung]
Buena Vista Home Entertainment brachte uns bereits die Titel „Koyaanisqatsi“ (1983) und „Powaqqatsi“ (1988) als DVD-Version in die heimischen vier Heimkinowände. Nun folgt der dritte Teil der Trilogie, welche hiermit ihren Abschluss findet: „Naqoyqatsi“ von Künstler Godfrey Reggio von 2002. Das künstlerische Stück soll ohne Dialoge, gänzliche ohne Sprache und schriftliche Kommentierung auskommen und ein Einblick in bestimmte Themengebiete offerieren. Wir konnten uns von den technischen Qualitäten des Silberlings, der Ausstattung und natürlich dem Inhalt ein Bild machen und berichten im folgenden.

[Inhalt]
Nach „Koyaanisqatsi“ und „Powaqqatsi“ schließt der renommierte, vielfach preisgekrönte Autor, Regisseur und Produzent Godfrey Reggio nun mit „Naqoyqatsi“ seine künstlerische Trilogie ab. Sein finales Werk behandelt die Gewalt und Zerstörung, die in manchen Fassetten unserer technisierten Welt geradezu kultiviert werden. Godfrey Reggio behandelt dieses Thema allerdings nicht auf eine überaus moralisierende Weise, sondern mit Hilfe einer stark verfremdeten Bilderflut, deren Ästhetik allein die Formen des Handels, nicht aber deren Schrecken vermitteln. Unterlegt von der eindringlichen Musik des Elektronik-Minimalisten Philip Glass und des Cello-Virtuosen verdunkeln Atompilze den Himmel, rasen Sternschnuppen über das dunkle Firmament und erscheinen die Gesichter von Adolf Hitler, Elton John, Osama bin Laden, Arafat, Mandela, George W. Bush sowie namenlosen Erdbürger, die milde und in Zeitlupe auf den Zuschauer herablächeln.
(Quelle: Buena Vista Home Entertainment)

[aartikel]B0001VQRCS:right[/aartikel][Kommentar]
„Ein eindringliches Kunstwerk unserer Zeit!“ – schreibt der Hersteller der DVD. Aber stimmt dies auch wirklich? Der erste Teil der Reihe gilt als Meisterwerk, danach wurden ein erfolgreicher zweiter und nun ein dritter Part innerhalb von insgesamt 20 Jahren abgedreht. Einige würden wahrscheinlich diese Kunststücke als ein gigantisch langes Musikvideo bezeichnen, liegen damit allerdings falsch. Weit gefehlt, es handelt sich in keinster Weise um aneinandergehängte, zusammenhangslose Kameraeinfänge, sondern um eine akustische und optische Visualisierung bestimmter Themen.

Die Stimmung schwankt zwischen völlig unterschiedlichen gar gegensätzlichen Gefühlen beim Anblick des Films mit einem nahezu unaussprechlichen Titel. Mal euphorisch und enthusiastisch, mal melancholisch, bedrückend und nachdenklich. Das Stück wurde in verschiedenen Segmenten unterteilt, deren Grenzen durch plötzlich eintretende musikalische und optische Differenzen gezogen werden. Gesprochen wir im kompletten Werk nicht ein Wort. Mitunter tauchen Schriftzeichen, Schilder und Ziffern in den Dokumentaraufnahmen auf. Ebenfalls erhalten wir inmitten von künstlich eingerichteten Szenerien, Computereffekten oder Collagen-Aufnahmen immer wieder Menschen, Gruppen, einzelne, meist sehr bekannte Gesichter.

So erhalten wir z.B. einen großen, langen Kameraschwenk vorbei an zahlreichen, aus Wachs hergestellten Büsten großer, bekannter Menschen. Im Anschluss gibt es mit sehr seichter Musik untermalte Aufnahmen von Wasservögeln oder aber einen Atompilz mit stressiger Musik. Viele Aufnahmen wurden nachhaltig, künstlerisch verändert und zum Teil wirken sie wie zusammen geschnitten aus Fernseh-Spots. Andere Einstellungen werden mit umgekehrter Farbdarstellung abgebildet oder aber viele Montagen erstrahlen auf der Mattscheibe.

Man könnte den tieferen Sinn in Frage stellen. Aus einigen Passagen lassen sich Thesen über die Motive und die Absichten des Künstlers erstellen, doch wahrhaftig deutliche Hinweise gibt es nicht. Die Darstellung körperlicher Gewalt in Form von Dokumentationsaufnahmen, Computerspiel-Mitschnitten oder Film-Ausschnitten kann wie der Rest des Stücks bewertet werden: es geht nicht darum, bestimmte Fragen gestellt oder beantwortet zu bekommen, sondern ums Zuschauen und wirken lassen. Bei jeder Ansicht denkt man erneut nach, vielfältig und irgendwie faszinierend.

[Technik]
Der Bildtransfer wird im anamorphen Breitbildgewand 1.85:1 vollzogen. Aufgrund des Themas, welches künstlerische Verfremdungen nicht ausschließt, muss die DVD mit einer anderen Meßlatte angegangen und bewertet werden. Die Kompression geht in Ordnung und wir erhalten ein überwiegend kontrastreiches Bild auf einer gesunden Basis. Diese besteht aus den positiven Eigenschaften zur Wiedergabe von völlig unterschiedlichen Arten an Bildern. Die Kantenschärfe variiert zwischen befriedigend bis ausreichend. Von der Farbgebung her gibt es keinerlei Makel, allerdings werden nur sehr wenige naturalistische Aufnahmen geboten.

Ton technisch gibt es genau einen Soundtrack auf der DVD, es handelt sich dabei um eine Mehrkanaltonspur im Format Dolby Digital 5.1 – eine Angabe der Sprachfassung gibt es nicht, was auch in Anbetracht fehlender Sprachausgabe gerechtfertigt erscheint. Die Akustik besteht praktisch aus einem fortlaufenden Music-Score, der sich über die gesamte Laufzeit des Films erstreckt. Die Musik, hier kein Beiwerk ohne direkten Bezug zu den Bildern, versteht es die Bildes des Videos passend zu untermalen, wodurch die Stimmung und Wirkung der gezeigten Aufnahmen erhöht wird. Qualitativ gibt es kaum etwas zu bemängeln, wenn sich der Ton auch stellenweise etwas zu frontlastig zeigt und nicht immer über die gelungene Räumlichkeit einiger Szenen verfügt.

[Fazit]
Buena Vista Home Entertainment bringt uns mit dem Abschluss der „Qatsi“-Reihe einen weiteren guten Film aus der künstlerischen Nische, sondern ebenfalls eine technisch gelungene DVD, die den Anforderungen an den Inhalt gerecht wird. Der Film besitzt eine Laufzeit von rund 85 Minuten und befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9).

Über folgendes Bonusmaterial verfügt die DVD:

* Das Leben im Würgegriff der Technologie – Ein Making Of des Films
* Filmmusik: Ein Gespräch mit den Komponisten Phillip Glass and Yo-Yo Ma
* Original Filmtrailer „Koyaanisqatsi“
* Original Filmtrailer „Powaqqatsi“
* Diskussion über den Film an der New York University

Die Extras geben Einblick in die aufwendige und zeitintensive Gestaltung und Schaffung des Films. Es werden eine Vielzahl an Einblicken hinter die Kulissen gewährt und viele Kommentare und Interview-Ausschnitte zum besten gegeben.

Erscheinungstermin des Titels ist der 22. April. Der Titel schlägt im Handel mit rund 20,- Euro zu buche. Die Altersfreigabe wurde auf ab 6 Jahren festgesetzt. Wer die ersten beiden Titel mochte, der wird auch das schwächste Glied der Kette, „Naqoyqatsi“, mögen. Es wunderbarer Film mit einer sehr speziellen Wirkung und Atmosphäre.

na qöy qatsi (nah koy‘ kathsee), n. from the Hopi
Language, <each other-kill many-life>. 1. a life
of killing each other. 2. war as a way of life.
3. (interpretation) civilized violence

Andre Schnack, 08.04.2004

  Film/Inhalt
:
  Bild
:
  Ton
:
  Extras/Ausstattung
:
  Preis-Leistung
:

Hat der Review gefallen?

(Sehr schlecht, Schlecht, Mittel, Gut, Sehr gut)

Durchschnittsbewertung: 0 / 5. Anzahl Wertungen: 0

Keine Bewertung bislang, sei der erste!

Ähnliche Beiträge