[Einleitung]
„Nicotina“ erscheint aus dem DVD-Programm der Sunfilm Entertainment. Als mexikanische Filmproduktion entstand der Titel 2003 unter der Regie von Hugo Rodrígüz. Die mexikanisch, argentinisch, spanische Ko-Produktion wurde in den Hauptrollen mit folgenden Darstellern besetzt: Diego Luna, Marta Belaustegui, Lucas Crespi, Jesús Ochoa, Rafäl Inclán und Rosa Maria Bianchi. Allesamt hierzulande unbekannte Namen. Die rabenschwarze Action-Comedy entstand nach einem Drehbuch von Martin Salinas und erscheint im Stile eines „Snatch.“ und „Pulp Fiction“. Das sind große Worte, doch kann der Film diesen auch gerecht werden und Gefallen beim Zuschauer auslösen?
[Inhalt]
Eine Nacht – absolutes Chaos…! Lolo (Diego Luna) ist ein kettenrauchender Computer-Experte, der für die russische Mafia den Online-Zugang zu einem Schweizer Bankkonto knacken soll – dafür winken 20 lupenreine Diamanten. Weil sich der schüchterne Hacker jedoch mehr für die Überwachungskameras interessiert, die er im Apartment seiner schönen Nachbarin (Marta Belaustegui) installiert hat, geht der Deal fürchterlich schief. Bei dem Versuch, die Sache wieder gerade zu biegen, geraten Lolo und seine Komplizen immer tiefer in einen Strudel unvorhergesehener Ereignisse. Als sich viele Zigaretten später der Rauch lichtet, haben nur sehr wenige der Beteiligten die Nacht überlebt…
(Qülle: Sunfilm Entertainment)
[aartikel]B000BYVPV8:right[/aartikel][Kommentar]
„Nicotina“ – oder was eine Daten-CD und die Sucht nach Nikotin alles so anrichten können. Mit diesem Film erscheint mir einer der abwechslungsreichsten und eigenwilligsten Filme der letzten Monate. Kurz, prägnant und ausgesprochen unterhaltsam! Frisch und eigen in der stilistischen Umsetzung wird eine sehr gut konstruierte Geschichte gesponnen, die durch ihre Art und Weise mit extremen Situationen umzugehen brilliert. Und hier kommen die Darsteller ins Spiel. Sie schüren die teils sehr an Werke von Tarantino ähnelnde Stimmung und scheuen auch nicht die sehr deutliche Auseinandersetzung mit brutaler Gewalt.
Der Regisseur vollbringt hier eine wahre Glanzleistung, vor allem für die Verhältnisse, unter denen die Filmproduktion entstand. Der Umgang mit dem Thema Tod und der hier zumal überwiegend unnatürlichen Verursachung ist dem heutigen Kino keinesfalls unbekannt, doch konnte man bei „Nicotina“ noch etwas mehr an der Atmosphäre arbeiten. Diese, in Kombination mit der intelligenten Inszenierung und dem frischen Aufbau der Story, sorgen für den Charme, den wir hier antreffen. Auch die Kameraführung und der Schnitt hinter lassen einen guten Eindruck.
[Technik]
Ungeachtet der Herkunft des Films und den damit verbundenen Budgetierungsprognosen – denn der genaue finanzielle Aufwand für den Film ist uns unbekannt – leistet sich „Nicotina“ bei weitem keine schlechte Show. Der Transfer im anamorphen 1.85:1-Gewand steht den filmerischen Herausforderungen eher spielerisch gegenüber und versteht zu unterhalten. Die verschiedenen Aspekte des Bilds gefallen ganz gut, lassen jedoch von Beginn an nicht gerade auf Blockbuster-Niveau hoffen. So schwächelz der Kontrast ein wenig, was man an einer zurückhaltenden Sättigung erkennen kann. Auch die Kantenschärfe und der Detailgrad haben Abstriche im Vergleich zu aktuellen Werken aufzuweisen. Dahingehend wirkt das Schwazr in den Schatten satt und tief. Nur selten treten Rauschen, erkennbare Kompressionsartefakte oder aber leichte Verunreinigungen im Geschehen auf.
„Nicotina“ tönt – wie so oftmals aus dem Hause Sunfilm Entertainment – gleich mit mehreren Mehrkanaltonformaten daher. So gibt es DTS und Dolby Digital 5.1-Ton in deutscher Sprache. Das spanische Original erklingt ebenfalls im Dolby-Mehrkanalton und spendet einen Hauch mehr Authentizität im übermittelten Sprachgefühl. Technisch betrachtet tun sich alle drei Soundtracks untereinander nicht gerade viel. Es gibt Höhen und Tiefen, wenngleich auch in einem etwas eingeschränkten Umfang. Denn der Bass lässt nur recht selten von sich hören und mischt sich ein wenig in die musikalische Begleitung. Diese gestaltete man ausreichend räumlich und weit im Klang, so auch einige sinnvoll platzierte Surround-Effekte. Insgesamt kommt der Raumklang recht kurz und der Ton konzentriert sich auf die Front. Hin und wieder – wie in den Schusswechsel-Aufnahmen – steigt das Volumen merklich an. Untertitel gibt’s optional in deutschen Lettern.
[Fazit]
„Nicotina“ bietet rabenschwarzen Humor und einen charmanten und zeitgleich recht heftigen Stil, der nicht jedermanns Geschmackssache sein wird. Doch eigentlich muss man in Anbetracht der Hollywood-Produktionen schon einen Blick riskieren, um nicht ungerecht zu werden, und dann fällt auf, dass es die kleinen Filmchen sind, die den großen Unterschied ausmachen. Und genau zu diesen Werken zählen wir auch den rund 87minutenlangen „Nicotina“. Die mexikanische Filmproduktion befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und bietet sogar noch etwas an Bonusmaterialien, die da wären:
* Making Of
* Bio-/Filmographien
* Original-Trailer
* weitere Sunfilm-Trailer
Bei weitem nicht gerade üppig und auch vom Inhaltlichen her eher unspektakulär und zurückhaltend, diese Ausstattung. Das recht knappe Making Of bietet immer hin ein wenig Einblick. Wer also älter als 16 Jahre alt ist, Filme wie „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“ mag und keine Berührungsängste mit ein wenig Waffengewalt und einem satten schwarzen Humor hegt, der sollte sich diesen Titel unbedingt ansehen. Ich habe „Nicotina“ sehr gemocht und kann ihn empfehlen. Erscheinungstermin der Kauf-Fassung war der 8. Februar zu einem Preis von rund 15,- Euro.
Andre Schnack, 13.02.2006
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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