[Einleitung]
Ein Film über eine zerbrochene Schriftsteller-Familie, dass weiß man bereits nach dem Lesen des Verpackungstextes. Aber was wirklich hinter „Der Tintenfisch und der Wal“ steckt, kann man erst entdecken, wenn man ihn gesehen hat. Noah Baumbach fertigte 2005 sein ambitioniertes Filmprojekt als US-amerikanische Filmproduktion ab – als Regisseur und Drehbuchautor zugleich. Und was der Mann dort zustande gebracht hat, sollte man sich nicht entgehen lassen. In den Hauptrollen sind neben Laura Linney, Jeff Daniels und William Baldwin auch Owen Kline, Jesse Eisenberg, David Benger und Anna Paquin zu sehen. Die deutschsprachige Code2-DVD erscheint aus dem üppigen Programm der Sony Pictures Home Entertainment und wir hatten das Glück uns den Titel genauer ansehen zu können.
[Inhalt]
Brooklyn, 1986. Nur auf den ersten Blick wirken die Berkmans wie eine intakte Familie. Vater und Patriarch Bernard (Jeff Daniels) war einst ein gefeierter Schriftsteller. Mittlerweile hat er aber zunehmend größere Schwierigkeiten, seine Romane veröffentlicht zu bekommen, was ihn mit seinem unerschütterlichen Ego jedoch nicht davon abhält, sich weiterhin allen anderen überlegen zu fühlen. Mutter Joan (Laura Linney) hat mit ihren literarischen Versuchen indes immer mehr Erfolg, ganz zu Bernards Missfallen. Ihre Söhne, der 16-jährige Walt (Jesse Eisenberg) und der 12-jährige Frank (Owen Kline), bemerken von den wachsenden Spannungen nichts – und fallen aus allen Wolken, als ihnen ihre Eltern ihre Trennung bekannt geben und Bernard auszieht. Während er seine attraktive Studentin Lili (Anna Paquin) als Untermieterin aufnimmt und Joan eine Affäre mit dem Tennislehrer Ivan (William Baldwin) beginnt, müssen die Jungen auf sich allein gestellt mit der neuen Situation fertig werden. Eine schmerzhafte, aber auch lehrreiche Angelegenheit für alle Beteiligten – mit Ausnahme des Patriarchen, der absolut unverbesserlich ist. Oder etwa doch nicht?
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)
[aartikel]B000JQVE1Y:right[/aartikel][Kommentar]
Jeff Daniels als Schriftsteller ohne Muse, der sich für einen verkannten Autor hält und kurz davor steht verbittert zu resignieren; doch keine Mühen scheut, aufkeimende Familienharmonie mit zynischen Randkommentaren fast im Keim zu ersticken. Er ist traurig, ringt um Ausreden und freut sich, wenn er seine Frau beim gemeinschaftlichen Tennisspiel unter Schadenfreude schlagen kann. Seine Frau ist da ganz anders. Sie bändelt jedoch auch schon mit dem Tennislehrer an, kaum das die Ehe zerbrochen ist. Laura Linney überzeugt in ihrer Rolle auf ganzer Linie. Die beiden Söhne wurden ebenfalls brillant besetzt. Der eine eifert dem Vater nach, glaubt an ihn und das was er sagt. Der andere ist ein Muttersöhnchen, hält seine Mum für schlauer und versteht nicht, was sein Bruder am Vater so schätzt.
Der Film portraitiert den schlimmen Wechsel von der Familie in die schwierige Situation plötzlich zwei getrennte „Zuhause“ zu haben großartig. Jede Szene sitzt, hat ihre Aussage und Bedeutung für den weiteren Verlauf der Geschichte, welche tatsächlich lebensnah und intensiv wirkt. Der „Kramer gegen Kramer“-Verschnitt kann gefallen, und das praktisch von der ersten Minute an. Ein irgendwie beklemmender und bedrückender Film. Die gesamte Stimmung und Atmosphäre wurde sehr gekonnt und glaubwürdig eingefangen. Dazu zählt zum einen die inhaltliche Szenerie und zum anderen das zeitgenössische Ambiente. Die Autos, Ausstattung, Einrichtungen und Kleidungen scheinen tatsächlich gerade aus der Mitte der Achtziger entsprungen zu sein.
[Technik]
Anamorph und breit, genauer gesagt im 16:9-Format mit einem Seitenverhältnis von 1.85:1 findet das Geschehen auf dem Wiedergabegerät statt. Wie die Requisiten, so wirkt auch das Bild wie aus den Achtziger-Jahren, allerdings bezieht sich diese Aussage auf den Charme und die Wirkung, nicht auf die qualitativen Aspekte des Transfers. Denn diese gehen überwiegend in Ordnung. Wir erhalten einen ausreichenden Detailgrad vor die Augen und ein ausgewogener Kontrast sorgt für plastisch angehauchte Bilder. Es gibt einige leichte, erkennbare stehende Rauschmuster. Macht nichts, denn ohnehin ist das Bild nicht das ruhigste und immer wieder haben wir es mit kleineren Unruhen zu tun. Die Kompression schreitet stets ordentlich voran und gibt keinen Anlass zur Kritik.
„Der Tintenfisch und der Wal“ ist kein sonderlich akustischer Film. Oftmals gibt es praktisch lautlose Szenen, welche lediglich von Dialogen unterbrochen werden. So haben es die drei Dolby Digital 5.1-Soundtracks in den Sprachen Deutsch, Englisch und Italienisch auch nicht besonders einfach, wenn es um die Erzeugung räumlicher Weite geht. Dort gibt es nämlich nicht viel im Programm. Macht aber auch nichts, denn der wunderbare Soundtrack erklingt vollmundig aus den Lautsprechern und erfüllt den Raum mit einer spürbaren Weite. Darunter übrigens gleich einige bekannte und sehr inhaltsbezogene, passende Stücke. Optionale Untertitel können der Akustik in den Sprachen Deutsch, Englisch, Italienisch und Türkisch wahlweise hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
Was verbirgt sich hinter einem Film, der mit dem Titel „Der Tintenfisch und der Wal“ (Originaltitel: The Squid And The Whale) daherkommt? Genau, man weiß es nicht. Nach der Ansicht ist man schlauer, wie immer. Als Produzent war Wes Anderson (Tiefseetaucher, Rushmore) beteiligt. Und im Nachhinein stellt man fest, dass es so einige Analogien zu Wes Anderson-Werken hier vorzufinden gibt. Doch Noah Baumbach kopiert nicht, er schuf einen stilvollen, inhaltlich hochwertigen und dennoch unterhaltsamen Film über schwierige Themen mit grandiosen Darstellern auf knappen rund 73 Minuten. Folgende Extras gibt es:
* Audiokommentar
* Behind The Scenes (10 Min.)
* A Conversation with Noah Baumbach
and Phillip Lopate (37 Min.)
* 7 Trailer weiterer DVD-Titel
Sämtliche Extras sind im englischen Originalton enthalten und weisen deutsche Untertitel auf. Sie sind vom Umfang her positiv überraschend und können inhaltlich vieles zum Hintergrund des Films und seiner Entstehung an Informationen liefern. Abgelegt auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) erschient der ab 12 Jahren freigegebene Titel am 5. Dezember zu einem Preis um die 20,- Euro. Für mich ein echter Geheimtipp. Absolut empfehlenswert.
Andre Schnack, 05.01.2007
Film/Inhalt |
:
|
||
Bild |
:
|
||
Ton |
:
|
||
Extras/Ausstattung |
:
|
||
Preis-Leistung |
:
|