[Einleitung]
1988 fertigte Regisseur und Drehbuchautor John Carpenter seinen oftmals falsch verstandenen und unterschätzten Film „Sie leben!“ (Originaltitel: They Live) als US-amerikanische B-Movie Produktion. Die Kurzgeschichte „Eight O’Clock In The Morning“ von Ray Nelson diente ihm dabei als Vorlage. Der Science-Fiction Film, besetzt in den Hauptrollen mit Roddy Piper, Keith David, Meg Foster, George „Buch“ Flower und Peter Jason, ist gerade unter der eingeschworenen Fan-Gemeinde des „Halloween“-Erschaffers sehr beliebt. Diese DVD-Fassung erscheint aus dem Angebot der Kinowelt Home Entertainment. Und als großer Carpenter-Fan hatte ich das Glück der DVD einen Check zu unterziehen, um mir ein Bild über die Qualitäten zu machen.
[Inhalt]
Außerirdische haben die Erde besetzt. Sie benehmen sich ganz normal und sehen auch aus wie Du und Ich. Nur durch eine Spezialbrille betrachtet, erkennt man ihr wahres Gesicht. Der Gelegenheitsarbeiter John Nada (Roddy Piper) findet eine solche Brille und was er sieht, ist mehr als erschreckend. Alles deutet auf eine lang geplante Invasion hin, denn Millionen von Aliens bevölkern bereits die Erde. Um den Planeten ungestört ausbeuten zu können, haben sie die Menschen in Hypnose versetzt. Und kaum einer kann sich ihrer Gehirnwäsche entziehen. Als sich John einer Untergrundbewegung anschließt, um das Hauptquartier der Wesen zu zerstören, entdecken ihn die Fremden und machen unbarmherzig Jagd auf ihn…
(Quelle: Kinowelt Home Entertainment)
[aartikel]B0000647XW:right[/aartikel][Kommentar]
Auch in diesem einfachen und doch facettenreichen Stück beschreitet Filmemacher und Nischenproduzent John Carpenter seinen ganz eigenen und unverwechselbaren Weg. Es handelt sich bei „Sie leben!“ um einen Film zwischen Science-Fiction und Horror. Bei den eingesetzten Instrumenten greift der Meister der Horror-Inszenierung auf bewährte Mittel zurück. Dazu zählen einfache Figuren, wenig tiefsinnige Dialoge und eine gelungene Optik, die von einem einprägsamen und zeitlich bedrohlichen Soundtrack begleitet wird. Das Resultat: eine spannende und irgendwie unheimliche Geschichte, die allen voran durch die Umsetzung an Qualität und Atmosphäre gewinnt. Die immer wieder auftauchenden, sehr knappen Dialoge besitzen den typischen und unverwechselbaren John Carpenter-Flair. Ein Bravo dafür.
Der Anti-Held im Holzfäller-Hemd glaubt nicht nur an seine Chance und das „gute“ Amerika, sondern entdeckt auch gleich zahlreiche Dinge, die nur in John Carpenter-Filmen vorkommen können. Unter anderem spielt eine bestimmte Art an Sonnenbrille hier eine ganz wichtige Rolle. Können doch nur durch diese speziell beschichteten Brillen die Außerirdischen unter den echten Menschen erkannt werden. Ebenfalls eigensinnig und unglaublich stimmungsvoll zeigt sich der leicht nach Western schmeckende Soundtrack. Keine Hektik, kein Horror, sondern ein cooler Music-Score, der sich den Situationen anpasst wird hier geboten. Immer wieder gibt es Aufnahmen, deren Logik und Zusammenhang zur vorherigen Szene nicht unbedingt hundertprozentig stimmig erscheinen. Doch darüber sehen wir angesichts eines astreinen Produktions-Designs einmal einfach hinweg.
Die Grundidee der Geschichte ist gut. Die Umsetzung selbiger hingegen sehr einfach gehalten, um ein vermeintlich tiefes Thema über eine uns unterwandernde Spezies in Menschengestalt so einfach, verständlich und plastisch wie nur möglich zu gestalten. So darf man sich nicht daran stören, dass innerhalb der ersten dreißig Minuten bestenfalls Verwirrung gestiftet wird, denn irgendetwas mit Außerirdischen geboten wird. Aber dann, wenn Nada das erste Mal durch die „magische“ Sonnenbrille schaut und auf Plakaten simple Unterwerfungssuggestionen erkennt und sich einige Menschen nicht als Menschen entpuppen, nimmt die Story an Fahrt auf. Die tricktechnischen Effekte halten sich dabei allerdings qualitativ sehr in Grenzen.
[Technik]
„Sie leben!“ stellt eine B-Movie Produktion dar, wie sie im Bilderbuch steht. Der Film bietet viel, und das angesichts eines arg beschränkten Budgets. Das dabei die technischen Leistungen der DVD-Fassung nach rund 17 Jahren nicht den höchsten Anforderungen entsprechen kann man sich denken. Und unter Berücksichtigung der Herstellungs-Rahmenbedingungen können wir sogar überraschenderweise sagen, dass es sich um ein gutes 2.35:1-Bild handelt. Es befindet sich anamorph auf der Disc abgelegt und zeigt uns die Aufnahmen von Kameramann Gary B. Kibbe in einer sehr ordentlichen Wertigkeit. Kontrast und Sättigung gefallen auf Anhieb und selbst beim genaueren Betrachten fallen nur wenig Aussetzer und Verunreinigungen auf. Auch die Kompression findet überwiegend unbemerkt statt. Einziger Wermutstropfen: die Kantenschärfe und damit verbunden der Detailgrad lassen etwas zu wünschen übrig.
„Sie leben!“ kommt akustisch im Stereo-Format daher. Für heutige Filme nahezu undenkbar, vor mehr als 15 Jahren durchaus noch üblich in diesem Produktions-Segment. Und die Leistungen sind gar nicht mal so übel. Wir vernehmen einen von der Basis an soliden Music-Score mit ausreichender Tiefe. Höhen spielt John Carpenter weniger häufig an, was mit Sicherheit in der Absicht liegt und nicht auf technische Defizite zurückzuführen ist. Surround-Effekte gibt es nicht, es entsteht lediglich etwas Raumweite durch einige Hintergrundgeräusche und die gute musikalische Performance. Die oftmals nur kurzen Dialoge erklingen sauber und verständlich in den Sprachfassungen Englisch, Deutsch und Spanisch. Optional können dem Sound Untertitel in 9 Sprachen hinzugeschaltet werden.
[Fazit]
„The live!“ machte im Kinoanlauf mächtig Eindruck auf mich. Gerade die sehr gute Tontechnik in Bezug auf den Music-Score hinterließ bei mir einen einprägsamen Eindruck. Die deutsche Fassung unter dem Titel „Sie leben!“ erscheint aus dem Angebot der Kinowelt Home Entertainment und beläuft sich auf eine Spielzeit von rund 89 Minuten. Die Altersfreigabe setzte man – aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen – bei ab 18 Jahren fest. Die einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) kann seit Ende Mai 2002 im Handel erworben werden und stellt derzeit die noch beste DVD des Films im deutschsprachigen Raum dar. Als Extras bietet die Erscheinung einen exklusiven Audiokommentar von John Carpenter und Roddy Piper (mit deutschen Untertiteln), ein Making Of und ein paar Trailer. Wer Carpenter-Filme mag, der muss zugreifen.
Andre Schnack, 01.12.2005
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